#331 Warum das System nicht kollabiert: Robert Halvers Börsenausblick 2026
Ist die Blase diesmal anders? Marktausblick 2026 mit Kapitalmarktexperte Robert Halver Gemeinsam mit dem legendären Börsenkommentator und Kapitalmarktexperten Robert Halver von der Baader Bank wagen wir einen ehrlichen Rückblick auf das turbulente Börsenjahr 2025 und einen mutigen Ausblick auf 2026. Mit seinem einzigartigen rheinischen Humor und seiner bildhaften Sprache bringt er selbst komplexe Marktzusammenhänge auf den Punkt und beantwortet wichtige Fragen wie: Stecken wir wirklich in einer KI-Blase wie damals bei Dotcom? Können die Schuldenberge noch höher werden, ohne dass alles kollabiert? Und wo liegen die größten Chancen im kommenden Jahr? Das erwartet Dich in dieser Folge: Die KI-Blase mit Substanz: Warum der Hype diesmal fundamental anders ist Kein Schuldenkollaps: Die überraschende Stabilität des Systems Zinsen und Inflation 2026: Ein realistischer Ausblick und die Folge für Anleger Die Top-Favoriten für 2026: Wo Robert Halver jetzt die größten Chancen sieht Bitcoin und Buffett: Einschätzungen zur „buckeligen Verwandtschaft" und dem Rückzug einer Legende Die KI-Blase mit Substanz: Warum der Hype diesmal fundamental anders ist Für alle, die ihn noch nicht kennen: Mein Gast Robert Halver ist ein langjähriger Kapitalmarktexperte und bekannter Börsenkommentator mit regelmäßigen Auftritten im Fernsehen, Radio und auf Fachveranstaltungen. Auch in Publikationen kommt er oft als Kolumnist zu Wort und ist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Ich möchte mit Robert Halver einen Rückblick auf das turbulente Börsenjahr 2025 wagen und vor allem einen mutigen Ausblick auf 2026 geben. Überall ist von der KI-Blase die Rede. Daher ist meine erste Frage an ihn: Ist es schon eine, wird es noch eine, oder ist es diesmal ganz anders? Ich bitte ihn zunächst um seine Einschätzung, wie 2025 gelaufen ist – was normal war, was er erwartet hatte, und was ihn überrascht hat. Robert Halver beginnt mit der Beobachtung, dass seit 2008 scheinbar nichts mehr normal sei. Jedes Jahr bringe neue Verwerfungen, was besonders für jemanden mit seiner langen Markterfahrung spürbar sei. Doch diese Verwerfungen seien nicht unbedingt börsenschädlich, im Gegenteil. Er verweist als Beispiel auf die angekündigten, aber nie in vollem Umfang umgesetzten Zölle unter Trump. Schon damals war er der Meinung, dass man dies nicht so ernst nehmen solle. Dann kommt er auf den KI-Hype zu sprechen. Während viele von einer Blase redeten, sei dies für ihn nicht mit der Dotcom-Blase vergleichbar: „Es ist eine Blase mit Substanz, eine irrationale Blase, die definitiv einen Substanzwert hat." Künstliche Intelligenz sei der „Highway", auf dem die Volkswirtschaft künftig produktiver werde. Daher mache es Sinn, das Thema positiv zu sehen. Er habe nie verstanden, warum diese hoch bewertete Branche gerade in Deutschland so kritisch gesehen werde, während das in Amerika anders sei. Der Hintergrund der letzten Konsolidierung des Einbruchs sei zudem nicht von der Branche selbst ausgegangen, sondern habe laut Robert Halver zwei externe Gründe gehabt: Erstens die Angst, die US-Notenbank könnte weniger freizügig sein – eine Angst, die er nicht teile, da er weiterhin von einer lockeren Geldpolitik ausgehe. Zweitens schlichte Gewinnmitnahmen im KI-Sektor. Anleger hätten dort Liquidität abgezogen, um Verluste in anderen Bereichen wie Bitcoin auszugleichen. Man hole sich Geld eben dort, wo gerade Gewinne realisiert werden könnten. Er warnt davor, sich von negativer Medienberichterstattung oder „Untergangsliteratur" beeinflussen zu lassen. Sein Credo laute: „Der Markt hat immer recht." Mit Blick auf 2025 sei man richtig gelegen, dem Aktienmarkt weiter Chancen zu geben. Man solle die Dinge etwas ruhiger betrachten – eine Weisheit des Alters, wie er anmerkt. Ich greife seinen Punkt zur Substanz auf, um zurück zum Thema KI zu kommen, da ich die Dotcom-Blase selbst miterlebt habe. Ein Titel wie Cisco Systems steht heute, 25 Jahre später, wieder auf demselben Niveau wie damals auf dem Höhepunkt. Ich frage ihn daher, woran er diesen fundamentalen Unterschied festmacht. Damals hat es Börsengänge gegeben, bei denen der Erlös als Festgeld angelegt wurde, weil die Unternehmen keine Ahnung hatten, wofür sie das Geld eigentlich ausgeben sollten. „Das war fauler Zauber. Es hat gestunken, weil es eine Pionierzeit ohne Substanz war." Heute sei das anders, sagt Halver. Die heutigen KI-Unternehmen machen „richtig viel Gewinn". Zwar sei die Investition in KI teuer und manche zweifelten an der Nachhaltigkeit, doch niemand werde gezwungen, das Geld für KI auszugeben. Der Antrieb komme von der Wettbewerbsfähigkeit. Jeder wolle bei Effizienzsteigerung und Produktivitätsgewinnen vorne dabei sein. Das vielleicht wichtigste Argument für KI sei der globale Wettbewerb zwischen den USA und China. Wer geopolitisch vorne liege, habe einen klaren strategischen Vorteil. Daher drückten die Staaten massiv auf die Entwicklung, wer die KI beherrsche, erreiche seine Ziele früher. Wenn dann gesagt wird, in Amerika finanzieren vor allem riskante „Schattenbanken" diesen Boom, muss man entgegnen: Diese Institute würden nicht wackeln, denn die US-Notenbank werde nach den Lehren von 2008 nie zulassen, dass eine systemrelevante Bank zusammenbreche. Auch Diskussionen über staatliche Investitionen in Hightech deutet er nicht als Zeichen von Schwäche, sondern als notwendige Reaktion auf chinesische Subventionen. Amerika müsse seine Führungsqualität verteidigen. Ein weiteres Schlüsselargument ist für ihn die breite Durchdringung aller Branchen. KI halte Einzug in den Gesundheitssektor, bei Finanzdienstleistern, Wirtschaftsprüfern und der Industrie. Das sei eine Entwicklung mit Substanz. „Wenn es dann zwischendurch zu Volatilitäten kommt, die die Spreu vom Weizen trennt – das gehört dazu", sagt er. Solche Korrekturen nutze man in Amerika, um in die besten Halbleiter und Technologien zu investieren. Er warnt aber davor, Hightech mit KI gleichzusetzen. Zum Sektor gehörten auch Gerätehersteller, Cloud-Computing-Unternehmen und Online-Marketingplätze. Auch die Software-Branche bleibe spannend. KI bleibe also interessant, führt er weiter aus, und das sei ja auch das Glück für das kommende Jahr, dass der Markt breiter werde und nicht mehr nur auf dem einen, starken „Zylinder" der Hightech-Werte laufe. Kein Schuldenkollaps: Die überraschende Stabilität des Systems Darauf aufbauend stelle ich ihm die nächste Frage, die viele Crash-Propheten und Kritiker des Fiat-Geldsystems umtreibt: Wir bauen immer mehr Schulden auf. Das kann ja nicht funktionieren. Irgendwann müsse dieser „Schuldenkram" doch zusammenbrechen, oder? Wie er das sieht, möchte ich von ihm wissen. Robert Halver beginnt mit einem Verweis auf das deutsche Stabilitätsdenken, das man „mit der Muttermilch aufgenommen" habe. Doch dann blickt er historisch zurück: US-Präsident Ronald Reagan habe in den 80er Jahren zwei Billionen Dollar Staatsschulden angehäuft. Heute liege man beim 19-fachen dieses Betrags – und Amerika sei immer noch nicht pleite. Es gebe klare Maßnahmen, um einen Zusammenbruch zu verhindern. Die Notenbanken drücken die Zinsen, damit diese nicht „durch die Decke" gehen. Mit einem neuen Notenbankchef und einer neuen Besetzung im FED-Direktorium im nächsten Jahr werde man die Zinsen weiter senken, um eine Schulden-, Banken- oder Finanzkrise zu verhindern. „Ich sage auch dazu, das hat mit Stabilität nichts mehr zu tun", so Halver, „ich werfe ein, dass das zwar locker klingt, aber die Alternative – das System bewusst an die Wand fahren zu lassen – ist unrealistisch." 2008 hat man davor gestanden, heute wäre ein Absturz katastrophal und würde die Weltwirtschaft zusammenbrechen lassen, mit allen politischen und sozialen Folgen. Das wird man nicht zulassen. Halvers Argument lautet: Solange die Notenbanken bereit sind, die Staatsschulden zu decken, „brennt da nichts an." Amerika mit seiner Weltleitwährung und seinem attraktiven Absatzmarkt werde weiterhin Geld anziehen, besonders im Zuge der Reindustrialisierung. Die Alternative eines Kollapses sei schlichtweg keine positive Option. Die amerikanische Sicht auf Schulden fasst er so zusammen: Für Amerikaner seien Schulden die „Autobahn, auf der die Konjunktur läuft". Der Fehler liege nicht in den Schulden selbst, sondern darin, als Anleger zu stark in Zinspapiere investiert zu sein. Die Inflation fresse die reale Rendite auf, und die Notenbanken sorgten sogar dafür, dass die Inflation oberhalb der Kreditzinsen liege. „Real macht man noch Verluste. Das ist das Problem, wenn man da investiert," führt er weiter fort. Das „Breitbandantibiotikum" gegen diese monetäre Instabilität sei daher der Aktienmarkt. Als Nominaleinlage nehme er die Inflation mit und profitiere von den investierten Geldern. Bevor wir auf die Zinsen zurückkommen, stelle ich eine Anschlussfrage zu den Ängsten vor KI, wie sie etwa von „Crash-Jungs" oder in Schlagzeilen verbreitet werden: Dass KI Millionen Jobs kostet und die Welt zusammenbrechen lasse. Was entgegnet er diesen Ängsten? Robert Halver räumt ein, dass es eine ethische Frage sei und KI durchaus Jobs ersetzen werde, die automatisierbar sind. Seine Botschaft an die Hörer, besonders die Jüngeren, ist eindeutig: „Bildung, Bildung, Bildung, tut was, sorgt dafür, dass ihr attraktiv seid am Arbeitsmarkt." Es würden zwar neue Jobs entstehen, aber auch viele wegfallen. Er geht sogar davon aus, dass langfristig eine Art „Maschinensteuer" eingeführt werden könnte, um Einkommen umzuverteilen. Der entscheidende Hebel liege jedoch beim Einzelnen: Man müsse sich aktiv attraktiv machen, um die Chancen des neuen Systems für sich zu nutzen. In Deutschland beobachtet er kritisch eine schwindende Leistungsbereitschaft. Er zitiert ein von ihm gesehenes Wahlplakat: „Wir müssen nicht mehr arbeiten, wir müssen mehr enteignen." Das sei der falsche Weg, sagt er, denn: „Wir müssen mehr arbeiten – wobei arbeiten nicht heißt, dass man 16 Stunden arbeitet, sondern dass man sich weiterentwickelt." Das Leistungsprinzip komme zurück. Die einfachen Zeiten seien vorbei. Man müsse sich „attraktiv machen, wie die Braut, die sich schmückt". Vor allem junge Menschen müssten diese Haltung verinnerlichen. Die Vorstellung, KI führe in eine düstere „Terminator"- oder „Matrix"-Zukunft, teilt er nicht. Zinsen und Inflation 2026: Ein realistischer Ausblick und die Folge für Anleger Eine eindrückliche Statistik zeigt: Seit 1983 hätten sich die Gehälter in Amerika verdreifacht, der S&P 500 aber sei um das 59-fache gestiegen. Der Schluss darunter lautete: Das normale Leben bezahlt man mit dem Job, aber wer etwas reißen will, muss investieren lernen. Wir stecken in einem Dilemma: Einerseits braucht man niedrige Zinsen, um die Schuldenberge bedienen zu können. Andererseits springt die Inflation wieder an. Daher frage ich Robert nach seinen Gedanken zur Zinsentwicklung im Jahr 2026. Robert Halver ist kein Anhänger der These, dass die Inflation bald wieder auf das 2 %-Ziel sinke. Er glaubt, dass sie in Amerika eher Richtung 3 % laufen werde. Das bedeute jedoch nicht, dass die Notenbank dagegen vorgehe – obwohl sie es eigentlich müsste, indem sie die Zinsen erhöht. Sehr deutlich macht er seinen Unglauben gegenüber den offiziellen Zahlen: „Die Amerikaner wissen selbst, dass die offizielle Inflationsrate, die nach Vorgabe berechnet wird, nicht stimmt; definitiv nicht stimmt! Da kann man auch an den Weihnachtsmann glauben." Wer jetzt glaube, mit Zinspapieren eine Lösung gefunden zu haben, unterliege einer „Nominal-Illusion". Die Zeiten des Strafzinses seien zwar vorbei, aber die reale Inflation liege am Geldmarkt — sowohl in Amerika als auch in Europa und Deutschland — höher als die veröffentlichten Zinsen. „Das heißt, man zahlt drauf." Robert Halver verweist auf den DAX seit seinem Start Ende 1987: Auch mit einer soliden Jahresperformance von 8,6 bis 8,7 % und einer Dividendenrendite von 2,8 % komme er nicht an die amerikanischen Indizes heran. Doch selbst diese Rendite zeige die Kraft des Aktienmarkts: Wer seit DAX-Beginn monatlich 50 Euro investiert habe, besitze heute fast 140.000 Euro. „Wenn eine Politik schon vor 40, 50 Jahren, so wie andere Länder, Teile der Altersversorgung auf Aktien gesetzt hätte, würden wir heute anders über Altersarmut sprechen, aber Ideologen, die das Geld vom Staat bekommen, sehen das eben anders", sagt er. Man müsse den Aktienmarkt für die eigene Zukunft nutzen, führt er weiter aus und es gebe genug positive Themen – von zyklischen Werten über Schwellenländer bis zu Biotechnologie und Raumfahrt –, die ihn attraktiv halten. Geld einfach „parken" zu wollen, sei der falsche Weg und vermittle eine trügerische Sicherheit. „Nochmal, der Inflation bleibt nichts übrig, die Bonität der Staatspapiere wird immer schlechter. Nein, der Segen ist der Aktienmarkt, der ja diese Inflation mitnimmt, weil es verbrieftes Sachkapital ist", sagt Robert. Wer keine Aktien habe, sei in Bezug auf seine Altersvorsorge ein „Spekulant und Hasardeur". Die Top-Favoriten für 2026: Wo Robert Halver jetzt die größten Chancen sieht Ich komme zur konkreten Frage nach seinen Favoriten für 2026. Er betont, zwar nach wie vor ein Herz für die Hightech-Branche zu haben, doch was in Amerika anstehe, seien die konjunkturabhängigen Werte der zweiten und dritten Reihe, wie sie etwa im Russell 2000 zu finden sind. Die Reindustrialisierung Amerikas sei im Gange. Die schmerzhaften Zölle trieben Unternehmen aus Europa und Asien dazu, direkt in den USA zu produzieren, um diese Abgaben zu sparen. Die Standortvorteile seien klar: gute Infrastruktur, niedrigere Steuern und Sozialabgaben. „Sozialismus wurde in Amerika nicht eingeführt. Ich bin da manchmal in Europa nicht so sicher, ob man nicht dabei ist, Karl Marx wiederzubeleben. Nein, wir müssen den früheren Wirtschaftsminister Ludwig Erhard wiederbeleben", führt er seine Gedanken fort. Aus rein wirtschaftlicher Sicht – unabhängig von der Person Trump – bleibe Amerika damit der attraktivste Markt. Die Erwartung weiterer Zinssenkungen und ein schwächerer Dollar unter einem möglichen Trump-Kurs kämen noch hinzu. Auch die Schwellenländer gefallen ihm in diesem Szenario. Ein schwächerer Dollar ermögliche es ihnen, sich zu stabilisieren, Kapitalflucht werde unwahrscheinlicher. Rohstofforientiert und im Vorproduktbereich seien sie stark, und das Leistungsprinzip werde dort gelebt. Diese „neuen Industrieländer" böten Stabilität. Seine Gedanken zu den deutschen und europäischen Werten lauten jedoch, dass man nicht den Fehler machen dürfe, diese durch die „Brille der deutschen Wirtschaftspolitik" zu betrachten. Viele deutsche Unternehmen, besonders in der zweiten Reihe mit zyklischen und konsumnahen Werten, machen ihre Gewinne im Ausland. „Bei uns ist es egal, hauptsächlich machen sie Gewinne." Diese Unternehmen seien „flügge geworden" und gehen dorthin, „wo die Standortwiesen offensichtlich grüner sind". Das erkläre auch, warum der DAX und besonders der MDAX performen, obwohl die deutsche Regierungspolitik, „wenn man die als Aktie verpacken würde", ein klarer Outperformer wäre. Man dürfe die deutsche Standortpolitik niemals mit der Einschätzung deutscher Aktien gleichsetzen. Sein Fazit für die regionale Aufstellung 2026 lautet daher: Amerika, Schwellenländer und Deutschland. Als Beimischung empfiehlt er Gold und Minenwerte, auch im Hinblick auf die weltweit wieder aufflammende Diskussion um Atomkraft (Uran). Ebenfalls im Blick behalten solle man Rüstungswerte, da er nicht glaube, „dass Herr Putin in Verdacht gerät, einen Friedensnobelpreis zu bekommen". Die Wiederbewaffnung in Europa bleibe ein großes Thema. Mit einer solchen Streuung brauche man als Anleger im kommenden Jahr keine große Angst vor dem Aktienmarkt zu haben. Da er potenzielle Zinssenkungen angesprochen hat, frage ich ihn nach seiner Einschätzung zum Anleihenmarkt. Bitcoin und Buffett: Einschätzungen zur „buckeligen Verwandtschaft" und dem Rückzug einer Legende Zum Anleihenmarkt meint Robert Halver nüchtern, dort sei „schon viel verfrühstückt worden". Der fundamentale Trend sei, dass die Renditen durch die hohe Staatsverschuldung steigen und die Volatilität sinke – ein Trend, den die Notenbanken zwar künstlich unterdrücken, aber nicht umkehren können. Als Beispiel nennt er französische und italienische Staatsanleihen, die heute trotz deutlich höherer Verschuldung niedrigere Renditen abwerfen als vor der Euro-Einführung. Großes Potenzial sieht er hier nicht. Natürlich könne man diese Anleiheklasse als Depotbeimischung auch haben. „Aber bitte nicht die Berge, wie es viele haben in Deutschland, die nur Zinspapiere haben. Das wäre definitiv verkehrt", sagt er. Der Schwerpunkt gehöre auf den Aktienmarkt. Diesen vergleicht er mit einem gut sortierten Obststand auf einem Marktplatz, an dem man immer wieder etwas Wohlschmeckendes finde. Zum Abschluss des Gesprächs frage ich ihn nach zwei Punkten. Zuerst: Bitcoin. Der Coin ist wild rauf und runter gegangen. Wie steht er dazu? Und: Besitzt er selbst Bitcoins? Robert Halver antwortet, er sehe Bitcoin grundsätzlich als „Ja", denn „sie gehören zur Anlagefamilie dazu. Vielleicht eher nicht immer unbedingt zur Kernfamilie, sondern eher zur „buckeligen Verwandtschaft". Sie gehörten dazu, was man auch an der wachsenden Zahl von Bitcoin-ETFs in Amerika sehe. Die Angst vor der Anlageklasse selbst müsse man nicht haben, doch man müsse die hohe Volatilität aushalten können. Er warnt eindringlich davor, mit Kredit in Krypto zu investieren – ein Fehler, den viele in der Vergangenheit gemacht hätten. Wer auf Pump gekauft habe, sei in den letzten Wochen zu Notverkäufen gezwungen worden, was die Kurseinbrüche noch verstärkt habe. Bitcoin werde zwar wiederkommen, aber man müsse die spekulative Natur und die heftigen Schwankungen im Kopf behalten: „Also Depotbeimischung, aber nichts, wo man sagen muss, das ist eine Alternative zum Aktienmarkt. Das sehe ich nicht." Der letzte Punkt gilt einer Legende: Warren Buffett, der sich in diesem Jahr weitgehend zurückgezogen hat. Ich frage Robert Halver, wie er das einordnet. Der „Buffett-Indikator" steht bei 250, sein Portfolio hält 355 Milliarden US-Dollar in Cash. Wenn er selbst den Aktienmarkt für 2026 positiv sieht – warum traut sich der größte Value-Investor aller Zeiten dann nicht mehr? Robert Halver führt Buffetts Rückzug vor allem auf das hohe Alter des Investors zurück. Es sei schade, denn er stehe auf solche Typen, die die Börse greifbar und nahbar machen. Er glaubt jedoch, dass Buffett inoffiziell sicherlich dabeibleiben werde. Es sei einfach der Zeitpunkt gekommen, an dem man vielleicht andere Interessen verfolge. Er wünscht dem Nachfolger viel Erfolg in den gewaltigen Fußstapfen. Die grundlegende Lehre Buffetts bleibe jedoch ewig gültig und jung: „Aktien möglichst günstig zu kaufen, wo die Gräben des Unternehmens groß sind, wo Potenzial und Substanz dahinterstehen. Das bleibt ewig neu." Ihn freue besonders, dass Buffett in seinen späteren Jahren auch ausgewählte Hightech-Werte sehr positiv gesehen habe. Von daher sei der Rückzug sehr schade, aber die Prinzipien des Value-Investing lebten weiter, erläutert Robert seine Gedanken. Zum Abschluss des Podcasts frage ich Robert nach seinen ultimativen Tipps und einem abschließenden Statement. Für sein Schlusswort bringt Robert Halver noch einmal seine zentralen Thesen auf den Punkt: „In puncto Altersvorsorge, Vermögensbildung komme ich an Aktien schwerpunktmäßig nicht vorbei." Beimischungen wie Gold oder Bitcoin seien okay, aber der Schwerpunkt müsse auf Aktien liegen. Die ständige Angstmacherei über Schulden und einen drohenden Weltzusammenbruch hält er für unbegründet. Die Welt sei in den letzten Jahrzehnten trotz steigender Verschuldung nicht kollabiert, offensichtlich gebe es stabilisierende Kräfte. Es gebe genug Megathemen – von Hightech über Biotechnologie und Raumfahrt bis zu Schwellenländern und Minenwerten –, die den Aktienmarkt langfristig antreiben. Zinspapiere seien, wie mehrfach betont, keine Lösung für die Vermögensbildung. Beimischungen sollten klein bleiben. Man dürfe nicht auf die gesetzliche Rente vertrauen. Abschließend nennt er zwei Grundwahrheiten, die man immer im Kopf behalten solle: „Erstens, der Markt hat immer recht. Keine Experten, nicht der Robert Halver oder andere. "Der Markt hat immer recht." „Und der Markt ist an sich grundsätzlich Optimismus, weil das alte Glaubensbekenntnis an den Markt seit 2008 fest gilt: Die Not am größten ist, die Geldpolitik und ihr billiges Geld am nächsten." Robert Halvers finaler Rat lautet: „Bleiben Sie im Aktienmarkt treu. Aber vor allen Dingen, das sage ich auch mit meinem Alter über 60: Bleiben Sie gesund. Es gibt keine wichtigere Anlageklasse als die Gesundheit." --- Mehr Informationen findest Du auf meiner Webseite: ulrichmueller.de Warst Du bereits bei der Online Finance Mastery? https://mastery.ulrichmueller.de Sichere Dir jetzt meinen kostenfreien Report: Jetzt Report sichern: So geht Vermögensaufbau heute wirklich! Lass' uns connecten: Instagram: https://ulrichmueller.de/instagram Facebook: https://ulrichmueller.de/facebook LinkedIn: https://ulrichmueller.de/linkedin YouTube: https://ulrichmueller.de/youtube Marker: (00:00:00) Rückblick 2025 (00:04:47) Wie stabil ist KI? (00:08:13) Brechen wir unter Schulden zusammen? (00:11:10) Klaut KI Jobs? (00:13:04) Zinsen & Favoriten in 2026 (00:19:36) Anleihen & Coins: Sinnvoll? (00:22:17) Warum traut Buffett sich nicht mehr?