Shila Behjat: "Wir stehen am Beginn der fünften Welle des Feminismus"
"Wir leben in einer Zeit, in der wir ohne Zweifel Angriffe auf die Demokratie erleben und eine Rückkehr in autokratische Systeme", sagt die Journalistin Shila Behjat. Die Folge sei unter anderem eine Untergrabung der Frauenrechte. Doch Behjat beobachtet, wie vielerorts mutige Frauen aufstehen gegen solche Diktatoren und menschenverachtende Regime - im Iran, im Sudan, in Belarus, in Polen. Diese weiblich angeführten Bewegungen finden fast zeitgleich statt und sind allesamt gewaltfrei.
Doch woher nehmen die Frauen die Kraft und den Mut, sich den brutalen Machthabern entgegenzustellen? Für ihr Buch hat die Deutsch-Iranerin mit mehreren Revolutionärinnen gesprochen: mit der belarussischen Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja, der iranischen Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi und der sudanesischen Aktivistin Alaa Salah. Im Gespräch mit Andrea Schwyzer beschreibt Behjat, was die aktuellen Proteste von den Bewegungen der vergangenen Jahrhunderte unterscheidet, welches Ziel sie verfolgen und inwiefern sie uns neue Perspektiven auf gelebte Gerechtigkeit und Demokratie liefern.
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25:55
Jörn Leonhard: "Über Kriege und wie man sie beendet"
Dass das Deutsche Reich den Zweiten Weltkrieg verlieren würde, war den meisten ab den Niederlagen in Stalingrad und Kursk klar. Trotzdem vergingen noch zwei Jahre bis zur bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945. Der renommierte Historiker Jörn Leonhard nennt dafür zwei Gründe: den Terror des Regimes gegen seine eigenen Bürger und die Verteidigung der Heimat gegen die drohende Besetzung durch die "Feinde". Bei vielen Frontsoldaten hätte die Angst vorgeherrscht, "dass das, was man gerade in Osteuropa selbst als Täter erlebt hat, auf Deutschland, und das heißt eben auf die eigenen Familien, die eigenen Frauen, die eigenen Kinder zurückfallen könnte."
Im Gespräch mit Ulrich Kühn erläutert der Freiburger Historiker außerdem, warum fast alle großen Kriege der Neuzeit in ihrer Endphase besonders blutig waren, wie unterschiedlich das Ende des Zweiten Weltkriegs in Ost- und Westdeutschland bis heute bewertet wird und wie trotz ausgeprägter Erinnerungs- und Gedenkkultur in Deutschland revisionistische Kräfte am rechten Rand massiv Zulauf gewinnen.
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25:57
Paul und ich: Schauspieler Winfried Glatzeder zum 80. Geburtstag
Er gab Till Eulenspiegel ein Film-Gesicht, ermittelte im ARD-Tatort und war in diesem Jahr zum zweiten Mal als „Kundschafter des Friedens“ im Kino zu sehen: Winfried Glatzeder. Seit mehr als 55 Jahren steht der Schauspieler auf Theaterbühnen und vor Filmkameras. Mit seiner Rolle als Paul in der DEFA-Produktion „Die Legende von Paul und Paula“ hat er sich 1972 unsterblich gemacht.
Axel Seitz hat mit dem „Belmondo des Ostens“, wie er genannt wurde, auch darüber gesprochen, wie er 1982 die DDR verließ, am Düsseldorfer Schauspielhaus eine neue Theaterheimat fand und im Kino unter anderem in Margarete von Trottas „Rosa Luxemburg“ an der Seite von Barbara Sukowa zu sehen war.
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25:44
Christopher Schlicht: "Wurde nach Gottesdiensten schon angeschrien"
Er predigt in Jeans und mit Basecap, fährt Skateboard und begrüßt die Gemeinde erstmal mit einem gepflegten "Moin". Christopher Schlicht ist Pastor an der Gospelkirche in Hannover und war davor mit Max Bode im ersten Pfarrer-Jobsharing der hannoverschen Landeskirche in Bremerhaven tätig. Sein Stil eckt an, gibt aber auch vielen Menschen das Gefühl, Kirche erst richtig zu verstehen. "Ich versuche den Gottesdienst zu machen, den ich als Jugendlicher gebraucht hätte", sagt Schlicht im Gespräch mit Andrea Schwyzer auf NDR Kultur.
Aufgewachsen in unterschiedlichen Regionen in Niedersachen und als Sohn eines Pastors, beschreibt sich Christopher Schlicht als sehr sensibles Kind. Offen und ehrlich erzählt er heute davon, wie sein Weg zu Gott aussah, wie er mit ihm - oder gern auch mit ihr - ins Gespräch geht und wo er die große Chance von Social Media sieht; Christopher Schlicht ist nämlich auch Internetpfarrer.
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25:33
Wechseljahre - Srefanie de Velasco über Menopause und Superpower
Die Schriftstellerin Stefanie de Velasco bricht in ihren Essays und Romanen regelmäßig Tabus, sie zeichnet unkonventionelle Lebenswege nach und erzählt dabei immer auch etwas von sich. Von ihrem Aufwachsen und dem Ausstieg bei den Zeugen Jehovas, von Schwangerschaftsabbruch und freiwilliger Kinderlosigkeit, von alternativen Familienkonzepten und im neusten Buch: von der Menopause.
In dem Essay "Heiß" räumt die 47-Jährige jetzt mit stereotypen Erzählungen und Mythen über die Wechseljahre auf. Die meisten denken hier nur an Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, schlaflose Nächte und letztlich: das Ende des Frauseins. Gibt es alles! Aber für sie - und für viele andere Frauen - bringt diese Phase des Lebens neuen Lebensmut und positive Energien mit sich, ein Gefühl von Aufbruch und Unabhängigkeit.
Alexandra Friedrich spricht mit der Wahlberlinerin über das Stigma und die Verheißungen der Wechseljahre. Wir erfahren aber auch, warum eine Abtreibung sie zur Feministin gemacht hat, ob das tradierte Modell der Kleinfamilie ausgedient hat und wie eine Zukunft des Zusammenlebens aussehen könnte.
Bei "Das Gespräch" kommen Menschen zu Wort, die Stellung beziehen und Positionen vertreten: kulturell oder gesellschaftlich, kenntnisreich, vielfältig und nicht selten provokant. Mal sind sie prominent und in aller Munde, mal ausgewiesene Experten auf ihrem Gebiet. Gemein ist ihnen allen, dass sie Inspirierendes zu sagen haben zu den Themen unserer Zeit - und oft auch sehr Persönliches. Wir stellen drängende Fragen und rollen nicht einfach den roten Teppich aus.